Malta zu Ostern erleben

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Zwei Jahre hat uns eine Pandemie von Reisen ins Ausland abgehalten, doch nun hat es das Diktat der Minderheit geschafft und die Masken sind gefallen! Höchststände bei den täglichen Neuinfektionen, aber die Wirtschaft muss ja auch leben. Also ab in den Flieger und pauschal von München nach Valletta – und am besten “all inclusive”.

12. April 2022 – Wien-München-Valletta

Die Karwoche bietet sich immer wieder für einen Kurztrip an. Durch die Ferien können wir ein paar nette Tage in Ausland verbringen. Vor etwas mehr als zwei Jahren wollten wir eine Asienkreuzfahrt mit anschließendem Badeurlaub auf Lankawi geniessen, aber irgendwie wurde da nix d’raus! Jetzt haben wir lange überlegt und erinnerten uns an Malta, wo wir vor 12 Jahren bereits mit der Disney Magic anlegten. Gabi war aufgrund diverser Sprachwochen öfters mit Schüler*innen auf dieser Insel, die eine Mischung zwischen Orient und Oktzitent darstellt.

Kathedrale St. Paul (Mdina)

Weil die Pauschalreise von München aus wesentlich günstiger war, bestiegen wir am 12. April 2022 kurz nach 10 Uhr morgens den Direktzug der Westbahn nach München. Diese Verbindung wird erst seit Anfang des Monats angeboten und ist in Verbindung mit dem Klimaticket unschlagbar billig. Trotzdem muss auf Comfort in der eigenen Zugklasse “Comfort 2+” nicht verzichtet werden. Nach etwas mehr als vier Stunden ist der Münchner Hauptbahnhof erreicht. Von dort ist man in knapp 40 Minuten per Lufthansa Airport Bus am Flughafen Franz-Josef-Strauß. Das Hin/Retour-Ticket ist für 17,50 € eine gute Investition.

Viel zu früh am Flughafen haben wir die Sonne genossen und wollten später in die DC-Lounge. Die gibt’s in München allerdings nur im Terminal 1 und unser Flug startete vom Zweier -> nix mit Lounge sitzen und die für einen zweieinhalbstündigen Flug nötige Einstimmung mit legalen Rauschmitteln 😉…

Durch einen umgebuchten Fluggast sollte sich der Abflug um 40 Minuten verzögern und damit auch unsere Ankunft auf Malta. Glücklicherweise war unser Gepäck nicht von der Verzögerung betroffen und unsere beiden Koffer drehten sich bereits – nachdem wir uns erleichterten – auf dem Karussell.

Nachdem rund ein Drittel der Fluggäste noch Koffer in München stehen hatten, musste der Transfer warten und wir wissen, welch Steckenpferd Gabi hier zu reiten hat!
Ankunft im Dolmen Hotel (das heißt wirklich so und völlig zurecht) war um 23:20 Uhr, 20 Minuten nach Schließen des All-inclusive-Fenster. Es bleiben uns nur die Notfallkekse und zwei Flaschen Wasser als Late-Night-Snack.

Dank der langen Anreise haben wir wie zwei Babies geschlafen.

13. April 2022 – die Reiseleitung erwartet unser

Nachdem ich mich – ja, das war ganz allein meine Idee – für ein Pauschalangebot von DerTour über Billa-Reisen entschieden habe, gab es eine deutschsprachige Reiseleitung vor Ort, die am Mittwoch um 10:00 Uhr gleich vorstellig wurde. Nachdem schon das Frühstück eine Massenabfertigung war, kam Roswitha auch noch 15 Minuten zu spät, d.h. “Warten für Gabi”!

Blick vom Balkon

Das anschließende Gespräch gipfelte in Aussagen wie “das ist halt pauschal”, “dieses Hotel ist eines der Besten auf der Insel” und “mit Türkei oder Bulgarien können Sie das sowieso nicht vergleichen” ließ bei der besten Ehefrau von allen die Sicherungen durchknallen! Also fanden wir uns bei einer deutschsprachigen Gästemanagerin wieder, die versuchte, Gabi innert der nächsten Tage zu einem Überdenken ihrer Vorurteile zu bringen.

Wir nahmen die Herausforderung an!

Am Nachmittag erkundeten wir den Strand und die Salzfelsen in unmittelbarer Umgebung unseres Hotels.

Salzküste Bagibba

Das Essen entpuppt sich als lieblos dargebracht und ist eher als Nahrungsaufnahme einzustufen. Das Personal präsentiert widersprüchliche Angaben in punkto Zutaten und reagierte zumeist genervt auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Fällt im Gespräch allerdings unsere Zimmernummer, verschwinden die handelnden Personen kurz, um wenig später verwandelt und mit Lachspange wiederzukommen. Wir wollen nicht wissen, welch Zusatzinformationen der Computer über unsere Zimmernummer ausspuckt!

Das Abendessen (a la carte) im Cafe Delos war allerdings hervorragend – ebenso wie der Kaffee dort. Wir werden uns also angewöhnen, das Frühstück zur Nahrungsaufnahme im Buffetrestaurant Menhir und die Getränke dazu im Delos einzunehmen – ein gelungener Kompromiss.

14. April 2022 – die Mdina wartet auf uns

Wenn eine Reiseleitung erklärt, dass der handelsübliche Tourist keine Chance hat, komfortabel und innerhalb weniger Stunden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten eines Ortes oder einer Insel in Eigenregie zu erkunden, möchte diese Person im Normalfall Geschäft machen. Das konnten wir mit unserer Beharrlichkeit und negativer Einstellung zu Ganztages-Ausflügen eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Nachdem das Hotel in Gehweite des Busbahnhofes Bagibba liegt, haben wir den Schnellbus X3 (fährt zum Flughafen) nach Rabat genommen, um dann die Mdina – eine alte Hauptstadt Maltas mit weniger als 250 Einwohner*innen – eigenständig zu erkunden.

Gasse in Mdina

Enge Gassen mit hohen Mauern führen labyrinthartig zum Hauptplatz und zur Stadtmauer. Dort wird man mit einem grandiosen Fernblick über die Insel belohnt. Das Haupttor spielt übrigens in der Netflix-Serie “Game of Thrones” eine wichtige Rolle …

Von Rabat ist Valletta innerhalb von knapp 45 Minuten öffentlich zu erreichen. Nachdem wir uns eine Prepaid-Karte (Tallinja Explore Flex) für den öffentlichen Personen- und Nahverkehr besorgt haben, entfiel auch das Kramen nach genauer Fahrtkosten. Auf Malta wird nämlich vom Busfahrer*innen nicht gewechselt und das Preissystem ist nicht besonders transparent. Von 1,50 bis 3,- Euro für zwei Stunden Fahrt ist alles drinnen und in der Hauptsaison gibt es sowieso andere Preise.

So schafften wir auch noch Valletta und einen wirklich guten Espresso im Theatercafé an der Hauptstraße um 1,45 Euro.

Zurück im Hotel haben wir das Lunch-Fenster (12:30 – 15:00 Uhr) verpasst und aus den versprochenen Sandwiches (zwischen 16:00 und 18:00 Uhr) im Café Delos wurde nichts – “Essen gibt’s ab 18:30 Uhr

Somit blieb nichts anderes übrig, als die flüssige Ernährung mittels Espresso und Gin Tonic (mit Bols Gin – nicht zum Saufen) und Notfall-Keksen. Letztere hängen uns schon ein wenig beim Hals heraus, aber was soll’s!

Das Abendessen war in Ordnung, obwohl die Pizza nach amerikanischer Pfannenart ein wenig lätschert war. Der schwache Tequila Sunrise hat zumindest gut schlafen lassen.

15. April 2022 – Karfreitag oder alles zu

Böse Überraschungen erwarten uns am Karfreitag. Ja, wir wissen, dass 94 Prozent der maltesischen Bevölkerung christlichen Glaubens (römisch-katholisch) sind und dass der Karfreitag hier eine besondere Rolle spielen könnte … könnte, weil ja römisch-katholisch und nicht protestantisch!

Beim Frühstück gab’s die erste Anomalie des Tages: eine Schlange an Hungrigen vom Eingang zum Restaurant durch die Lobby bis hin zur Rezeption.
So schnell konnte ich gar nicht schauen, war Gabi bei der Rezeption und erklärte dort echauffiert im Urlaub sicher nicht warten zu wollen. Das Gewusel bei der Abspeisung war sowieso ein tägliches und grenzwertiges Erlebnis.

Die Dame an der Rezeption meinte, wir mögen doch auf’s Zimmer zurückkehren und sie würde uns anrufen, wenn die Warteschlange massiv kürzer ist.

Das haben wir auch so gehalten, aber die Verantwortlichen haben die natürliche Frequenzverringerung zum Abbau des Buffets genutzt. Egal – wir haben noch etwas ergattert und sind dann auf einen Cappuccino ins Café gepilgert.

Hafen von Sliema

Nachdem das Wetter immer schlechter wurde und zum starken Wind der vergangenen Tage nun auch noch Regen angekündigt war, wollten wir in Sliema shoppen gehen. Eine Busreise von ca. einer Stunde würde uns dorthin bringen und im Vorfeld habe ich die Öffnung der Einkaufszentren überprüft. Dort angekommen, hatte alles – aber auch wirklich alles – geschlossen!

Da fährst Du bei schlechtem Wetter eine Stunde im überfüllten Bus, um dann festzustellen, dass an der Endstation nichts offen hat. Das ist fast wie “Warten” …

St. Paul’s Bay Tower

So sind wir ein wenig durch die Gegend spaziert und haben uns in einem englischen Kaffeehaus einen wirklich guten Illy-Espresso und einen Schinken-Käse-Toast mit Rohscheiben (!) gegönnt. Das Mittagessen im Hotelrestaurant zu genießen, ging sich aus. Kurz vor dem Schließen des Lunch-Fensters ist auch kaum etwas los, doch wirken die Kellner*innen dann ein wenig ungeduldig!

Abendessen haben wir im hoteleignen Steakhouse “Calvv” genossen. Dieses ist wirklich zu empfehlen und wird das beste Essen, dass wir in diesem Hotel zu uns nehmen, bleiben.

16. April 2022 – das letzte Abendmahl und ein alkoholischer Abschluss

Brandung St. Paul’s Bay

Am Samstag wollten wir – ob des schlechten Wetters – nicht mehr sonderlich viel unternehmen. Alle touristischen Punkte, die wir sehen wollten, waren absolviert und so schritten wir gemächlich das Meerufer entlang bis zum St. Paul’s Bay Tower. Die Brandung an diesem Tag war wirklich stark und so gelangen uns noch tolle Fotos, die wir den Daheimgebliebenen schicken konnten.

Nachdem meine Mutter am 16. April 2020 ihre letzte und größte Reise angetreten hat, wollte ich den Abend – in ihrem Sinne – ein wenig alkoholischer ausklingen lassen und könnte mir ein Vierterl maltesischem Rosé. Als Absacker gab’s dann noch einen perfekten Espresso Martini, obwohl der nicht im All-Inclusive-Paket enthalten ist. Unser Oberkellner Omar hat uns dies zum Geschenk gemacht und somit entschädigte der letzte Abend für Vieles, das wir in den letzten Tagen erleben durften – oder soll ich schreiben: mussten?!?

17. April 2022 – Morgenstund hat Gold im Mund

Der Wecker, diese blöde Sau, läutet ohne Erbarmen um 04:00 Uhr früh. Das ist echt zeitig, aber unser Flughafentransfer wird uns um 05:15 Uhr abholen und gemeinsam mit fünf anderen Personen zum Malta International Airport karren.

Osterdekoration im Dolmen Hotel

Dort sind wir überrascht, welch’ Betrieb dort mitten in der Nacht herrscht. Alles ist rund um die Uhr geöffnet und so kommen wir auch in den Genuss der Lounge und ein wenig Erholung vor dem Flug.

Ohne Probleme schaffen wir es pünktlich nach München und schnellstens mit dem Lufthansa Airport Bus zum Hauptbahnhof. Die Bahnreise mit der Westbahn nach St. Pölten war unspektakulär und mit einem beherzten Umstieg in St. Pölten in den ÖBB-Railjet und weiter über Meidling nach Wiener Neustadt konnten wir unsere Ankunft in Puchberg am Schneeberg um eine Stunde unterbieten.

Im Zahnradbahnstüberl gab’s ein Schnitzerl, denn … ein Schnitzerl geht immer!

Fazit

Malta zu Ostern mag schön sein, aber nur wenn die Sonne scheint und es ein wenig wärmer ist. Das Hotel ist sicher in Ordnung, doch zu viele Kinder und englische Touristen machen den Genuss einer All-inclusive-Woche zu Nichte. Durch die Temperaturen waren die Aussenanlagen nicht geöffnet und der übermässige Chlorgeruch und die Lautstärke des Indoor-Pools verhindern ein entspanntes Bad in angenehmer Umgebung. Das Service hat uns insgesamt nicht überzeugt. Zwar hat alles irgendwie geklappt und nach Nennung unserer Zimmernummer war überhaupt alles in Butter, aber – muss ich wirklich VIP-ähnlicher Gast sein, um dementsprechende Behandlung erwarten zu können?

Die Lage des Hotels ist erstklassig, doch gibt es in der Nähe auch andere Häuser, die ähnlich gute Bewertungen aufweisen. Jedenfalls empfiehlt sich zumindest Halbpension, da in der Umgebung nur Fast- bzw. Streetfood angeboten wird. Oftmals laden die Restaurants auch nicht zum Verweilen ein. Insgesamt wirkt die Umgebung in Bugibba als ärmlich und baufällig.

Der Transfer von und zum Flughafen ist ein Goodie, allerdings aufgrund des guten Anschluss mit dem Flughafenbus X3 auch machbar.

Für uns ist das Thema Malta nun gegessen und wir werden andere Destinationen vorziehen.